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Prinzipien der Permakultur

David Holmgren, neben Bill Mollison der MitbegrĂŒnder der Permakultur, hat auf seiner Webseite eine wirklich gute Zusammenfassung, was Permakultur ausmacht. Sein Heft „Essence of Permaculture“ wurde von vielen freiwillig Helfenden in verschiedene Sprachen ĂŒbersetzt. Nur leider finde ich die deutsche Übersetzung absolut untauglich; sie kommt viel zu staksig daher. Ich habe sie nicht oder nur schlecht verstanden. Man kann Englisch zu Deutsch nicht 1:1 Übersetzen; sinnvoller ist eine sinngemĂ€ĂŸe Übersetzung, die möglichst nah am Original ist. Das habe ich hier versucht. Ich wĂŒnsche euch viel Freude beim lesen; und David Holmgren, falls du das hier liest: Danke fĂŒr deine Arbeit.

Prinzipien der Permakultur, frei und zusammenfassend ĂŒbersetzt nach David Holmgren


Ein Baum.

Prinzip 1: BEOBACHTEN UND INTERAGIEREN
„Schönheit liegt im Auge des Betrachters“

Gutes Design entsteht, wenn Menschen und die Natur gut zusammenarbeiten. Das passiert, indem man genau hinschaut und ĂŒberlegt handelt. Inspiration und Ideen fĂŒr die Gestaltung kommen durch stĂ€ndiges Beobachten und den Austausch mit der Umgebung – nicht, wenn man einfach nur alleine plant.

Permakultur nutzt genau dieses Prinzip: Wir schauen immer wieder genau hin und passen unsere Lebensweise und unsere Nutzung von Land bewusst an. So entstehen Systeme, die auch in Zukunft Menschen versorgen können – selbst wenn weniger Energie zur VerfĂŒgung steht.

FrĂŒher, bei JĂ€gern und Sammlern oder in kleinen Dörfern, hat die Natur fast alles bereitgestellt. Die Menschen mussten nur ernten. In dicht besiedelten Gegenden mussten die Menschen viel mehr arbeiten, um genug zu produzieren.

In unserer heutigen Industriegesellschaft brauchen wir sehr viel Energie aus Öl, Gas und Kohle, damit wir genug zu essen und andere Dinge haben. Permakultur-Designer versuchen aber, durch genaues Beobachten und kluges Handeln die FĂ€higkeiten der Menschen besser zu nutzen und die AbhĂ€ngigkeit von Energie und Technik zu verringern.

In lĂ€ndlichen Gemeinschaften, in denen Menschen eng zusammenleben, ist es besonders wichtig, dass manche Menschen auch mal einen Schritt zurĂŒcktreten und ĂŒberlegen: Was funktioniert gut, was kann besser werden? Wer offen ist fĂŒr Neues und Altes verbindet, kann bessere Lösungen finden. Es ist leichter, wenn diese neuen Ideen vor Ort wachsen, als wenn man sie einfach von außen einfĂŒhrt. Viele solcher lokalen Ideen bringen immer wieder neue, gute AnsĂ€tze, von denen auch andere Orte lernen können.

Bei diesem Prinzip geht es vor allem darum, Menschen dazu zu ermutigen, selbststĂ€ndig und auch mal „anders“ oder ungewöhnlich zu denken – vor allem, wenn es um langfristige Lösungen geht. Es geht also weniger darum, nur bewĂ€hrte Lösungen nachzumachen.

FrĂŒher waren es oft UniversitĂ€ten oder wohlhabende Menschen in StĂ€dten, die solches unabhĂ€ngiges Denken erlaubt oder gefördert haben. In der traditionellen Landwirtschaft dagegen wurden neue, ungewöhnliche Ideen oft unterdrĂŒckt.

Heute, wo vieles in der Gesellschaft unĂŒbersichtlicher ist, ist es nicht mehr so klar, wer „die Wahrheit“ kennt oder was die besten Lösungen sind. Chancen fĂŒr neues, eigenstĂ€ndiges Denken gibt es an vielen verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.

Deshalb können wir uns heute nicht mehr einfach auf Titel, Aussehen oder Auftreten verlassen, wenn wir gute Lösungen suchen. Stattdessen mĂŒssen wir immer mehr unsere eigenen FĂ€higkeiten im Beobachten und im sensiblen Umgang mit anderen nutzen, um herauszufinden, was wirklich funktioniert.

Das Sprichwort „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ erinnert uns daran, dass unsere Beobachtungen immer auch die Wirklichkeit beeinflussen – und dass es selten nur eine absolute Wahrheit oder einen einzigen Wert gibt.


Eine Flasche mit einer Sonne darauf.

Prinzip 2: ENERGIE AUFFANGEN UND SPEICHERN
„Mach Heu, solange die Sonne scheint“

Wir leben heute in einer Welt, die sehr reich ist – vor allem, weil wir die riesigen VorrĂ€te an Erdöl, Gas und Kohle nutzen, die die Erde ĂŒber Millionen Jahre gebildet hat. Mit diesem Reichtum haben wir auch noch mehr von den erneuerbaren Ressourcen (wie Holz, Wasser oder Bodenfruchtbarkeit) verbraucht, als eigentlich gut ist. Viele der negativen Folgen davon werden erst richtig sichtbar, wenn die VorrĂ€te an Erdöl und Co. weniger werden. Mit den Worten aus der Finanzwelt: Wir haben das „Kapital“ der Erde aufgebraucht, als wĂŒrde eine Firma einfach nur noch Geld ausgeben, bis sie pleite ist.

Deshalb mĂŒssen wir lernen, einen Großteil dessen, was wir heute verbrauchen oder verschwenden, zu sparen und wieder zu investieren. So können unsere Kinder und Nachfahren auch noch gut leben. Das ist ein klares ethisches Prinzip. Leider helfen uns die normalen Vorstellungen von Geld, Wert oder Investition dabei kaum weiter.

Weil wir oft eine falsche Vorstellung von „Reichtum“ haben, sehen wir viele Möglichkeiten nicht, wie wir vor Ort Energie – egal ob erneuerbar oder nicht – auffangen und speichern könnten. Wenn wir diese Chancen erkennen und nutzen, haben wir mehr Energie zur VerfĂŒgung, um Neues aufzubauen und auch unsere aktuellen BedĂŒrfnisse zu decken.

Beispiele fĂŒr Energiequellen, die wir nutzen könnten, sind:

  • Sonne, Wind und fließendes Wasser
  • Abfallprodukte aus der Landwirtschaft, Industrie und dem Handel

Wichtige „Speicher“ fĂŒr kĂŒnftigen Wert sind:

  • Fruchtbarer Boden mit viel Humus
  • MehrjĂ€hrige Pflanzen, besonders BĂ€ume, die Essen und andere Dinge liefern
  • Teiche, Seen und Wasserspeicher
  • GebĂ€ude, die Sonnenenergie passiv nutzen

In reichen LĂ€ndern gibt es oft Projekte, bei denen Natur gezielt wiederhergestellt wird („Renaturierung“). Das ist sinnvoll, besonders wenn auch Menschen ein Teil dieses neuen Systems sind. Aber oft werden auch landwirtschaftliche FlĂ€chen einfach aufgegeben, weil sie sich finanziell nicht mehr lohnen oder durch billige Energie ersetzt werden. Dadurch entstehen neue „Wildnisse“, grĂ¶ĂŸer als alle geplanten Renaturierungen. Das kann sowohl Nachteile haben (z.B. mehr BrĂ€nde, weniger Wasserregulierung), aber es gibt auch Vorteile: Die Natur kann dort den Boden, den Wald und die Tierwelt wieder aufbauen – ganz ohne fossile Energie.

Auch unser Wissen, unsere Technik und Software, die wir in den letzten Generationen gesammelt haben, sind ein großer Schatz. Wir können sie nutzen, um neue Werte und Systeme zu schaffen, die besser zur Zukunft passen. Viele glauben, dass Technik uns nachhaltiger machen kann – und Permakultur nutzt Technik auch, ist aber vorsichtig: Neue Technik kann auch neue Probleme bringen. Außerdem wird der Wert von Technik in einer Welt mit weniger Energie langsam sinken, aber sie bleibt trotzdem erstmal ein wichtiger „Speicher“.

Das Sprichwort „Mach Heu, solange die Sonne scheint“ erinnert uns daran, dass wir immer nur begrenzte Zeit haben, um Energie einzusammeln und zu speichern, bevor sie wieder verschwindet.


Eine RĂŒbe mit BlĂ€ttern. Eine Ecke der RĂŒbe ist angefressen.

Prinzip 3: ERNTE EINFAHREN
„Du kannst nicht mit leerem Magen arbeiten“

Im vorherigen Prinzip ging es darum, unser vorhandenes „Vermögen“ (z.B. Bodenfruchtbarkeit, Wissen, Energie) klug zu nutzen und fĂŒr die Zukunft anzulegen. Aber das nĂŒtzt nichts, wenn wir heute nichts zu essen haben.

Dieses Prinzip sagt: Wir sollten jedes System so gestalten, dass es uns auf allen Ebenen selbst versorgen kann – also auch im Alltag. Die Energie, die wir gesammelt und gespeichert haben, soll so eingesetzt werden, dass das System weiterlĂ€uft und vielleicht sogar noch mehr Energie einfĂ€ngt.

Gerade in Zeiten des Wandels ist es wichtig, flexibel und einfallsreich zu sein, damit wir immer wieder einen „Ertrag“ (also eine Belohnung oder Ernte) bekommen. Ohne greifbare Ergebnisse gehen Projekte meist schnell ein, wĂ€hrend alles, was direkt einen Nutzen bringt, sich durchsetzt – das ist ein Naturgesetz, aber gilt auch fĂŒr MĂ€rkte und menschliches Handeln. Systeme, die ihren Ertrag effektiv nutzen, setzen sich durch.

Ein Ertrag, Gewinn oder Einkommen ist wie eine Belohnung: Sie sorgt dafĂŒr, dass ein System erhalten bleibt, sich verbreitet oder weiterentwickelt. Solche Belohnungen nennt man auch „positive RĂŒckkopplung“ – sie verstĂ€rken die Entwicklung und helfen beim Wachsen und Nachmachen. Wenn wir wirklich nachhaltig gestalten wollen, mĂŒssen wir Systeme schaffen, die solche Belohnungen bieten.

Das klingt fĂŒr Landwirte oder Unternehmer selbstverstĂ€ndlich. Aber oft sehen wir, dass mit wachsendem Wohlstand sinnvolle, produktive FlĂ€chen durch nutzlose oder rein dekorative Dinge ersetzt werden. Bill Mollison, der MitbegrĂŒnder der Permakultur, hat darum immer StĂ€dte mit essbaren Pflanzen statt Zierpflanzen gefordert.

Auch in Ă€rmeren LĂ€ndern ist das Ziel vieler Projekte leider oft, die Leute weg von produktiver Arbeit zu bringen und ihnen eine bessere Teilnahme an der Geldwirtschaft zu ermöglichen. Aber wenn der „Ertrag“ dann nur noch Geld ist, wird die Sache schnell schĂ€dlich und einseitig. Stattdessen sollten wir ehrlich sein, woher unser Wohlstand kommt, und echte Erfolge daran messen, ob sie uns auch wirklich etwas bringen.

Viele Menschen in reichen LĂ€ndern haben die Verbindung zwischen echter Arbeit und dem, was sie zum Leben brauchen, verloren. Wenn Menschen aufs Land ziehen, um selbststĂ€ndiger zu werden, sage ich oft: Das ist ein bisschen so, als wĂŒrde man Unternehmer*in werden.

Auch wenn wirtschaftliche VerĂ€nderungen oft negativ gesehen werden, haben sie manchmal dazu gefĂŒhrt, dass wir wieder mehr darĂŒber nachdenken, wie wichtig es ist, dass jedes System auch tatsĂ€chlich etwas „produziert“ und nicht nur schön aussieht.


Eine Weltkugel.

Prinzip 4: SELBSTREGULATION UND FEEDBACK ANWENDEN
„Die SĂŒnden der Vorfahren fallen auf die Kinder bis in die siebte Generation“

Dieses Prinzip beschĂ€ftigt sich damit, wie Systeme sich selbst steuern und Fehler oder Übertreibungen begrenzen können. Ziel ist es, dass wir Systeme so gestalten, dass sie sich möglichst selbst regulieren – dann mĂŒssen wir weniger eingreifen und weniger nachtrĂ€glich „reparieren“.

In der Natur gibt es RĂŒckmeldungen („Feedback“):

  • Positives Feedback ist wie ein Gaspedal – es beschleunigt Entwicklungen (z.B. mehr Ertrag bringt mehr Energie, was wiederum mehr Ertrag ermöglicht).
  • Negatives Feedback ist wie eine Bremse – es verhindert, dass etwas aus dem Ruder lĂ€uft (z.B. wenn ein System ĂŒbernutzt wird, fĂŒhrt das zu Problemen, die das Wachstum wieder bremsen).

Das Ziel in der Permakultur ist es, möglichst selbstregulierende und stabile Systeme zu schaffen. Das gelingt, indem wir viele verschiedene, möglichst unabhĂ€ngige und widerstandsfĂ€hige Teile zusammenbringen (zum Beispiel robuste, sich selbst vermehrende Pflanzen und Tiere statt empfindlicher Hochleistungsrassen). FrĂŒher galten unabhĂ€ngige Bauern als StĂŒtze starker LĂ€nder – heute macht uns die globale Wirtschaft oft abhĂ€ngig und anfĂ€llig fĂŒr Störungen.

Je mehr die Energie abnimmt und große, spezialisierte Betriebe verschwinden, desto wichtiger wird wieder SelbststĂ€ndigkeit und Selbstversorgung – sowohl fĂŒr einzelne Menschen als auch fĂŒr ganze Systeme.

Auch Tiere und Menschen haben Strategien, um mit negativen RĂŒckmeldungen umzugehen. Ein Beispiel: KĂ€ngurus beenden die Entwicklung ihres Nachwuchses, wenn das Wetter schlecht ist – so vermeiden sie spĂ€teren Stress und Probleme fĂŒr die ganze Gruppe.

FrĂŒher haben Gesellschaften oft mit Sprichwörtern oder Regeln davor gewarnt, dass falsches Verhalten erst nach Jahren (oder Generationen) negative Folgen zeigt („die SĂŒnden der Vorfahren
“). Heute verlassen wir uns stark auf große, oft weit entfernte Systeme (wie Stromnetz, SupermĂ€rkte usw.) und erwarten trotzdem völlige Freiheit ohne EinschrĂ€nkungen. Das ist ein bisschen so, als wĂ€re unsere Gesellschaft ein Teenager: alles haben wollen, aber keine Verantwortung ĂŒbernehmen.

Eine wichtige Aufgabe ist es deshalb, wieder sensibler auf RĂŒckmeldungen aus der Natur zu achten und unser Verhalten daran anzupassen – und zwar rechtzeitig, bevor grĂ¶ĂŸere Probleme entstehen. Negatives Feedback sollte stark genug sein, dass es Änderungen bewirkt, aber nicht so heftig, dass es das ganze System zerstört. Ein Beispiel: Wer Regenwasser sammelt, merkt schnell, dass es nicht unendlich viel davon gibt und achtet mehr darauf. Wenn das Wasser im Haus wegen eines Holzofens schlecht schmeckt, regt uns das an, etwas zu Ă€ndern.

Wenn wir nachhaltige Systeme ohne jedes Risiko gestalten wollen, ist das wie Kinder in einer sterilen Blase großzuziehen: Sie werden dadurch nur anfĂ€lliger fĂŒr Probleme. Risiken und negative RĂŒckmeldungen gehören dazu, aber sie sollten uns selbst und unsere Gemeinschaft betreffen – nicht einfach auf andere abgewĂ€lzt werden.

Die „Gaia-Hypothese“ sieht die Erde als einen riesigen, selbstregulierenden Organismus. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Erde sich ĂŒber viele Millionen Jahre immer wieder selbst im Gleichgewicht hĂ€lt – und das ist auch das große Vorbild fĂŒr dieses Prinzip.


Ein Pferd. Es hat den Kopf zur Seite gedreht und den linken Vorderfuß angehoben.

Prinzip 5: ERNEUERBARE RESSOURCEN UND DIENSTE NUTZEN UND SCHÄTZEN „Lass die Natur machen“

Erneuerbare Ressourcen sind Dinge, die von der Natur immer wieder neu gebildet werden – zum Beispiel Sonne, Wind, Holz oder Wasser. Wir brauchen dafĂŒr keine großen Mengen an nicht-erneuerbarer Energie wie Öl oder Gas. In der Wirtschaft könnte man sagen: Erneuerbare Ressourcen sind unser Einkommen, nicht-erneuerbare Ressourcen sind unser „Sparbuch“. Wenn wir immer nur vom Sparbuch leben, ist das nicht nachhaltig.

Permakultur will so viel wie möglich erneuerbare Ressourcen nutzen, um unsere ErtrÀge zu sichern. Manchmal brauchen wir beim Aufbau eines Systems trotzdem noch nicht-erneuerbare Dinge, aber das Ziel bleibt: möglichst wenig davon verbrauchen.

Ein bekanntes Beispiel: Die WĂ€scheleine ist eigentlich ein „Solartrockner“. Sie ist viel nachhaltiger als ein elektrischer Trockner, aber wir greifen oft trotzdem zu komplizierten Maschinen. Auch das Heizen und Kochen mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten WĂ€ldern ist meist umweltfreundlicher, als es viele Menschen denken – vor allem, wenn das Holz gut gelagert und lokal verwendet wird.

Ähnlich können viele Krankheiten mit Heilpflanzen behandelt werden, statt immer gleich auf Medikamente aus Fabriken zurĂŒckzugreifen. Das schont die Umwelt und stĂ€rkt unser eigenes Wissen und Vertrauen in die Natur.

Erneuerbare „Dienste“ sind Vorteile, die wir von Pflanzen, Tieren und gesunden Böden bekommen, ohne sie zu verbrauchen. Zum Beispiel spendet ein Baum Schatten – dafĂŒr muss er nicht gefĂ€llt werden. Solche nicht-verbrauchenden Leistungen sind oft ganz selbstverstĂ€ndlich, können uns aber helfen, viele Dinge nachhaltiger zu lösen.

In der Permakultur gibt es viele Beispiele, wie Tiere als Helfer eingesetzt werden, etwa HĂŒhner oder Schweine, die den Boden fĂŒr die Aussaat vorbereiten. Das spart Maschinen, Energie, DĂŒnger und Pestizide. Mit etwas Planung und ZĂ€unen können Tiere viele Aufgaben ĂŒbernehmen und dabei mehrfach nĂŒtzen.

Wir sollten immer versuchen, diese natĂŒrlichen Dienste zu nutzen, damit wir weniger Ressourcen verbrauchen und besser mit der Natur zusammenarbeiten. Ein gutes Beispiel aus der Geschichte: Menschen haben Pferde und andere Tiere fĂŒr Transport, Feldarbeit und vieles mehr eingesetzt, ohne sie dabei zu „verbrauchen“. Das hat nicht nur geholfen, sondern auch eine engere Beziehung zwischen Mensch und Tier geschaffen.

Heutzutage ist auch das Nutzen von menschlichen Ausscheidungen als DĂŒnger (nach Kompostierung) ein gutes Beispiel fĂŒr erneuerbare Ressourcen – egal ob in reichen oder armen LĂ€ndern. Mikroorganismen im Kompostklo machen aus Abfall wieder wertvolle Erde.

Das Sprichwort „Lass die Natur machen“ erinnert uns daran, dass der Versuch, alles kontrollieren zu wollen und stĂ€ndig einzugreifen, teuer und oft schĂ€dlich ist. Die Natur hat meist schon gute Wege gefunden, Ertrag und Vielfalt im Gleichgewicht zu halten.


Ein Regenwurm.

Prinzip 6: KEINEN ABFALL PRODUZIEREN
„Wer nichts verschwendet, leidet keinen Mangel“
„Vorbeugen ist besser als reparieren“

Dieses Prinzip verbindet alte Werte wie Sparsamkeit und sorgsamen Umgang mit Dingen, die heutige Sorge um Umweltverschmutzung und die Idee, dass AbfĂ€lle oft eigentlich neue Ressourcen sind. Ein gutes Symbol dafĂŒr ist der Regenwurm: Er frisst tote Pflanzenreste (also „Abfall“) und macht daraus wertvollen Humus, der dem Boden und allen Lebewesen darin hilft. In der Natur ist alles miteinander verbunden: Was der eine ĂŒbriglĂ€sst, nutzt der nĂ€chste.

In unserer Industriegesellschaft lĂ€uft es oft so ab: Rohstoffe und Energie kommen rein, nĂŒtzliche Produkte und Dienstleistungen kommen raus – und am Ende landet alles als MĂŒll auf der Deponie. Selbst Dienstleistungen brauchen irgendwann Rohstoffe und Energie, die dann wieder zu Abfall werden. Eigentlich ist das Modell also eher „verbrauchen/wegwerfen“. So funktioniert die Natur aber nicht.

Das Sprichwort „Wer nichts verschwendet, leidet keinen Mangel“ erinnert uns: Wenn wir im Überfluss leben, ist es leicht, verschwenderisch zu sein. Aber spĂ€ter kann uns das teuer zu stehen kommen – gerade, wenn Energie und Rohstoffe knapper werden. Heute gibt es mehr Möglichkeiten als je zuvor, MĂŒll zu vermeiden oder sogar von ihm zu leben. FrĂŒher waren es nur die Ärmsten, die von Abfall lebten. Heute sollte man diejenigen, die kreativ wiederverwenden, als Vorbilder fĂŒr einen umweltfreundlichen Lebensstil sehen.

Neben Haus- und IndustriemĂŒll gibt es in unserer Zeit auch neue Arten von „Abfall“, wie unerwĂŒnschte Pflanzen (Unkraut) oder Tiere, die sich ausbreiten. Bill Mollison, der Permakultur-MitbegrĂŒnder, sagte: Ein Schadstoff ist einfach etwas, das im System nicht genutzt wird. Das ermutigt uns, nach Wegen zu suchen, wie wir alle „AbfĂ€lle“ so einsetzen können, dass sie wieder nĂŒtzlich werden. Zum Beispiel: Gibt es zu viele Schnecken, fehlen vielleicht Enten, die sie fressen könnten. Zu viel Gras oder BĂ€ume können WaldbrĂ€nde auslösen; zu viele Pflanzenfresser sorgen fĂŒr Kahlfraß – all das zeigt, wie wichtig es ist, ÜberschĂŒsse kreativ zu nutzen.

Das Sprichwort „Vorbeugen ist besser als reparieren“ erinnert uns daran, dass rechtzeitige Wartung und Pflege viel Arbeit und MĂŒll sparen kann. Alles, was wir besitzen, geht irgendwann kaputt oder wird weniger wert. Deshalb mĂŒssen wir darauf achten, Dinge gut zu erhalten und regelmĂ€ĂŸig zu pflegen – das ist oft wichtiger als neue Ideen zum MĂŒllverwerten zu haben. In einer Zukunft mit weniger Energie wird das Reparieren, Erhalten und Pflegen immer wichtiger werden.


Ein Spinnennetz mit einer Spinne.

Prinzip 7: VOM MUSTER ZUM DETAIL PLANEN
„Vor lauter BĂ€umen den Wald nicht sehen“

Die ersten sechs Prinzipien schauen meist von unten nach oben: auf einzelne Elemente, Lebewesen und kleine Einheiten. Die zweiten sechs Prinzipien gehen von oben nach unten: Sie achten auf grĂ¶ĂŸere Muster und Beziehungen, die sich von selbst in Systemen ergeben.

In der Natur und auch in der Gesellschaft gibt es viele typische Muster, die wir wiedererkennen können. Diese Muster helfen uns, Dinge zu verstehen und Ideen aus einem Bereich auf einen anderen zu ĂŒbertragen. Muster zu erkennen ist ein Ergebnis davon, dass wir gut beobachten und mit unserer Umgebung interagieren (Prinzip 1). Nur wenn wir Muster erkennen, können wir sinnvolle Systeme entwerfen.

Ein Symbol fĂŒr dieses Prinzip ist die Spinne mit ihrem Netz: Es hat immer die gleiche Grundstruktur (Muster), auch wenn die Details unterschiedlich sind. Dieses Bild steht in der Permakultur fĂŒr die Planung von Zonen und Sektoren, also: Was passiert wo, und was ist wo am sinnvollsten platziert?

Unsere moderne Welt macht es oft schwierig, den Überblick zu behalten: Es gibt zu viele Möglichkeiten, zu viele Details. Dadurch entstehen manchmal teure und große Projekte, die am Ende nicht funktionieren oder alles auffressen, ohne wirklich Nutzen zu bringen. Wirklich funktionierende komplexe Systeme entstehen meist aus einfachen Systemen, die schon funktionieren. Darum ist es wichtiger, das passende Grundmuster zu finden, als jedes einzelne Detail zu verstehen.

Ein Kern-Gedanke der Permakultur war: Der Wald kann als Vorbild fĂŒr die Landwirtschaft dienen. Obwohl dieses Modell nicht ĂŒberall perfekt passt, ist es ein starkes Beispiel fĂŒr „Musterdenken“ und hat viele Ideen wie WaldgĂ€rten oder Agroforst inspiriert.

Ein praktisches Beispiel: Um ein Haus herum kann man Zonen anlegen – nah am Haus sind oft genutzte Pflanzen, weiter weg seltener genutzte FlĂ€chen. Auch Umweltfaktoren wie Sonne, Wind oder Überschwemmungen werden in „Sektoren“ eingeteilt, die den Plan beeinflussen. So kann man das GelĂ€nde optimal nutzen.

Auch bei der Verteilung von Regenwasser helfen uns Muster im GelĂ€nde: Erst wenn wir die grundlegenden Formen und Fließrichtungen erkennen, können wir z.B. Erdarbeiten (wie Swales) sinnvoll anlegen und feuchte Zonen fĂŒr Pflanzen schaffen.

Traditionelle Kulturen bieten oft gute Beispiele fĂŒr ein ganzheitliches Systemdesign. Aber manchmal mĂŒssen Menschen ihr Umfeld aus einer neuen Perspektive sehen, um Muster zu erkennen – wie in Australien, als Bauern in den 1980ern ihre Höfe aus dem Flugzeug betrachteten und die echten Muster der Natur sahen, nicht die menschlichen GrundstĂŒcksgrenzen.

Das Sprichwort „Vor lauter BĂ€umen den Wald nicht sehen“ erinnert uns daran: Wenn wir zu sehr auf Einzelheiten schauen, verlieren wir das große Ganze aus dem Blick. Darum ist es wichtig, mit den Mustern zu beginnen und die Details erst danach zu planen.


Eine BlĂŒte.

Prinzip 8: INTEGRIEREN STATT TRENNEN
„Viele HĂ€nde machen die Arbeit leicht“

In der Natur sind nicht nur die einzelnen Dinge wichtig, sondern vor allem auch die Verbindungen zwischen ihnen. Alles ist miteinander verknĂŒpft. Darum sollte ein gutes, selbstregulierendes System so gestaltet werden, dass die einzelnen Teile sich gegenseitig unterstĂŒtzen und ergĂ€nzen.

Oft schauen wir zu sehr auf Details und ĂŒbersehen dabei die Beziehungen dazwischen. Unsere Wissenschaft und Technik trennt die Dinge gerne, um sie einzeln zu untersuchen, und auch in der Gestaltung werden oft Bereiche voneinander abgegrenzt – das kann aber dazu fĂŒhren, dass wir wichtige Wechselwirkungen verlieren.

Dieses Prinzip lenkt den Fokus darauf, wie wir Pflanzen, Tiere und Menschen so zusammenbringen, dass sie voneinander profitieren. Dabei hilft es, sich vorzustellen, wie Puzzleteile zusammenpassen. Manchmal entstehen gute Verbindungen auch von selbst, wenn wir ihnen Raum geben.

Das Symbol fĂŒr dieses Prinzip ist eine Gruppe von Menschen oder Elementen, die zusammen einen Kreis bilden – das Loch in der Mitte steht fĂŒr das ganze System, das aus dem Zusammenspiel aller Teile entsteht.

Wenn wir Pflanzen, Tiere, WasserlĂ€ufe und GebĂ€ude am richtigen Ort platzieren, können wir ein System schaffen, das stabiler und unabhĂ€ngiger wird, ohne dass wir stĂ€ndig eingreifen mĂŒssen. Zum Beispiel können HĂŒhner unter BĂ€umen scharren und so Laub fĂŒr darunterliegende GĂ€rten „ernten“. Oder bestimmte UnkrĂ€uter und Pflanzen in einer Weide können den Boden verbessern und als Medizin dienen, wenn die Tiere sie ab und zu fressen – man muss sie nicht ganz entfernen.

In der Permakultur gibt es zwei wichtige GrundsÀtze:

  • Jedes Element sollte mehrere Aufgaben erfĂŒllen.
  • Jede wichtige Aufgabe sollte von mehreren Elementen ĂŒbernommen werden.

Die Beziehungen in so einem System können ganz verschieden sein: Manchmal ist es Wettbewerb, manchmal Zusammenarbeit oder sogar eine Symbiose (also enge Partnerschaft). Permakultur betont aber besonders die gegenseitige UnterstĂŒtzung und das Zusammenwirken – weil:

  • Unsere Kultur oft nur Konkurrenz und „Fressen und Gefressenwerden“ sieht und Kooperation unterschĂ€tzt.
  • Zusammenarbeit in einer Zukunft mit weniger Energie wichtiger wird.

Permakultur ist Teil einer langen Tradition, die Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe als Grundlage fĂŒr stabile Systeme sieht. Wenn Energie knapper wird, ist das kein Idealismus mehr, sondern wird einfach zur praktischen Notwendigkeit.


Eine Schnecke mit Schneckenhaus.

Prinzip 9: KLEINE UND LANGSAME LÖSUNGEN NUTZEN
„Je grĂ¶ĂŸer sie sind, desto tiefer fallen sie“
„Langsam und stetig gewinnt das Rennen“

Systeme sollten so gestaltet werden, dass sie Aufgaben möglichst klein, ĂŒberschaubar und energieeffizient erfĂŒllen. Die menschliche MaßstĂ€blichkeit (also das, was wir Menschen selbst gut handhaben können) sollte dabei als Maßstab fĂŒr eine gerechte, nachhaltige und lebenswerte Gesellschaft gelten.

Das Prinzip ist eigentlich leicht zu verstehen: Immer, wenn wir etwas selbst machen – wie Essen anbauen, etwas reparieren oder uns um unsere eigene Gesundheit kĂŒmmern –, setzen wir dieses Prinzip um. Auch wenn wir bei kleinen, lokalen GeschĂ€ften einkaufen oder uns in der Nachbarschaft engagieren, leben wir dieses Prinzip.

Obwohl einfache und passende Technik fĂŒr lokale BedĂŒrfnisse oft sehr erfolgreich ist, hat billige Energie in den letzten Jahrzehnten vor allem große Systeme gefördert. Doch wenn die Energie knapper und teurer wird, haben kleinere, lokale Lösungen wieder Vorteile. Trotzdem gibt es fĂŒr manche Aufgaben auch weiterhin Unterschiede, was die ideale GrĂ¶ĂŸe betrifft.

Ein neuer Gedanke in unserer modernen Zeit ist, dass Bewegung von Dingen und Menschen möglichst wenig nötig sein sollte. FrĂŒher galten Schnelligkeit und MobilitĂ€t als große Errungenschaften, aber sie haben auch Gemeinschaften geschwĂ€cht und den Energieverbrauch steigen lassen. Bewegungen wie „Slow Food“ und „Slow Cities“ sind entstanden, weil viele das „immer schneller, immer mehr“ kritisch sehen. Auch die digitale Welt zeigt: Geschwindigkeit hat ihre Schattenseiten, z.B. bei E-Mail-Spam.

Viele praktische Beispiele zeigen, dass klein und langsam oft besser ist:

  • Schnelles Pflanzenwachstum durch KunstdĂŒnger hĂ€lt nicht lange an. NatĂŒrliche DĂŒnger wie Kompost wirken nachhaltiger.
  • Schnell wachsende BĂ€ume werden oft nicht alt, wĂ€hrend langsam wachsende Arten spĂ€ter sogar schneller wachsen und wertvoller werden.
  • Tiere, die mit viel Kraftfutter schnell gemĂ€stet werden, sind hĂ€ufiger krank und leben kĂŒrzer. Wenige, gut gehaltene Tiere sind besser fĂŒr die Umwelt.
  • In der Stadt scheinen Autos schneller und bequemer, sorgen aber fĂŒr Stau und LĂ€rm. FahrrĂ€der sind kleiner, langsamer, leise und flexibler – und können lokal gebaut werden.

Das Sprichwort „Je grĂ¶ĂŸer sie sind, desto tiefer fallen sie“ erinnert uns an die Risiken von zu großem Wachstum. „Langsam und stetig gewinnt das Rennen“ mahnt uns zur Geduld – und zeigt, dass bestĂ€ndiges, ruhiges Vorgehen meist erfolgreicher ist, sowohl in der Natur als auch in der Gesellschaft.


Ein Kolibri mit spitzem Schnabel im Flug vor einer BlĂŒte.

Prinzip 10: VIELFALT NUTZEN UND SCHÄTZEN
„Leg nicht alle Eier in einen Korb“

In der Natur sieht man viele verschiedene Formen und Spezialisten, wie zum Beispiel den Spinebill und den Kolibri: Beide haben lange SchnĂ€bel und können in der Luft stehen, um an Nektar in langen BlĂŒten zu kommen. Diese Vielfalt und Spezialisierung zeigen, wie sich Lebewesen und ihre Aufgaben in der Natur entwickelt haben.

Die große Vielfalt an Formen, Aufgaben und Beziehungen in der Natur – aber auch bei uns Menschen – sorgt dafĂŒr, dass Systeme stabiler und widerstandsfĂ€higer sind. Vielfalt entsteht durch das Zusammenspiel von Auswahlmöglichkeiten auf der einen Seite und Effizienz oder StĂ€rke auf der anderen. Das kann manchmal kompliziert wirken, ist aber ein großer Vorteil.

Heute weiß man: Monokulturen (also große FlĂ€chen mit nur einer Pflanzenart) sind sehr anfĂ€llig fĂŒr SchĂ€dlinge und Krankheiten. Darum braucht man dort oft viele Gifte und viel Energie. Mischkulturen (Polykultur) sind ein Hauptbeispiel dafĂŒr, wie Vielfalt helfen kann: Sie machen Pflanzen widerstandsfĂ€higer gegen SchĂ€dlinge, Wetter oder Preisschwankungen. Außerdem sind Familien und Gemeinschaften weniger abhĂ€ngig vom Markt, wenn sie viele verschiedene Produkte und Leistungen selbst erzeugen.

Doch Vielfalt hat noch viele andere Seiten: Unterschiedliche Anbauweisen passen zu unterschiedlichen Orten und Kulturen. Auch Bauweisen, Pflanzen- und Tiervielfalt sowie die Vielfalt innerhalb von Menschen und Gemeinschaften gehören dazu. Es ist genauso wichtig, möglichst viele Sprachen und Kulturen zu erhalten wie verschiedene Tier- und Pflanzenarten.

Wenn in Zukunft weniger Energie verfĂŒgbar ist, wird das Wirtschaftswachstum langsamer – und dadurch bekommt die Vielfalt vor Ort wieder mehr Raum. WĂ€hrend viele Bewegungen vor allem die alte Vielfalt schĂŒtzen wollen, versucht Permakultur auch, aus dem Zusammenspiel von Natur und Mensch neue, lokale Vielfalt entstehen zu lassen.

Das Sprichwort „Leg nicht alle Eier in einen Korb“ sagt: Vielfalt ist wie eine Versicherung – sie hilft uns, besser auf die Unsicherheiten des Lebens und der Natur zu reagieren.


Eine Berglandschaft mit einem Fluss, die Sonne geht hinter den Bergen auf oder unter.

Prinzip 11: KANTEN UND DAS AM RAND LIEGENDE NUTZEN UND SCHÄTZEN
„Glaube nicht, dass du auf dem richtigen Weg bist, nur weil ihn viele gehen“

Das Symbol fĂŒr dieses Prinzip ist die aufgehende Sonne ĂŒber einem Fluss – eine Welt voller Kanten (ÜbergĂ€nge und Schnittstellen).

Zum Beispiel: MĂŒndungen von FlĂŒssen ins Meer (Flussdeltas) sind ÜbergĂ€nge zwischen Land und Wasser. Hier vermischen sich SĂŒĂŸ- und Salzwasser, und es gibt viele verschiedene LebensrĂ€ume auf engem Raum. Deshalb wimmelt es dort oft vor Leben: Pflanzen, Vögel, Fische – alles findet an diesen Kanten gute Bedingungen.

Auch im Boden gibt es eine wichtige Kante: Die dĂŒnne Schicht Erde ist der Übergang zwischen totem Gestein und der Luft. Genau an diesem Rand spielt sich fast das ganze Leben an Land ab! Je besser der Boden belĂŒftet und tief ist, desto mehr Pflanzen und Tiere finden dort Platz.

In fernöstlichen Traditionen ist das „Sehen mit dem Rand des Auges“ (also peripheres Sehen) besonders wertvoll. Das erinnert daran: An den RĂ€ndern und ÜbergĂ€ngen passieren oft die spannendsten Dinge. Wer RĂ€nder als Chance sieht und nicht als Problem, hat beim Gestalten mehr Erfolg. Wir sollten den Begriff „am Rand“ (oder „marginal“) nicht als etwas Negatives sehen, sondern darin das Potenzial erkennen, das oft ĂŒbersehen wird.

In der Landwirtschaft liegt der Fokus oft auf den wichtigsten Nutzpflanzen und besten Feldern. Wilde Pflanzen, unscheinbare FlĂ€chen und die BedĂŒrfnisse von Frauen oder Benachteiligten werden oft ĂŒbersehen oder abgewertet. Ähnlich sieht es in der Wirtschaft aus: Große Firmen und reiche StĂ€dte stehen im Mittelpunkt, doch oft kommen Innovationen aus kleinen, weniger beachteten Betrieben oder Gegenden.

Dieses Prinzip sagt: Die RĂ€nder, das Unscheinbare und das, was „am Rand“ steht, ist wertvoll und kann sogar die ProduktivitĂ€t und StabilitĂ€t eines Systems erhöhen. Beispiel: Je mehr Übergang es zwischen Feld und Teich gibt, desto mehr Leben und Ertrag gibt es oft an beiden Orten. Systeme wie „Alley Farming“ (Streifenanbau) oder Windschutzstreifen nutzen gezielt die Vorteile solcher Kanten.

Das Sprichwort „Glaube nicht, dass du auf dem richtigen Weg bist, nur weil ihn viele gehen“ erinnert uns: Das, was alle machen, ist nicht immer das Beste oder Wichtigste. Oft lohnt sich der Blick an den Rand.


Ein Schmetterling.

Prinzip 12: VERÄNDERUNG KREATIV NUTZEN UND DARAUF REAGIEREN „Weitsicht heißt, die Dinge so zu sehen, wie sie werden – nicht nur wie sie sind“

Dieses Prinzip hat zwei Seiten: Einerseits sollen wir VerĂ€nderungen aktiv einplanen und fĂŒr uns nutzen, andererseits mĂŒssen wir auch flexibel auf große VerĂ€nderungen reagieren, die wir nicht beeinflussen können.

Ein typisches Beispiel in der Permakultur ist das gezielte Fördern von „ökologischer Abfolge“: Am Anfang pflanzt man schnell wachsende BĂ€ume, die Stickstoff im Boden anreichern. Diese helfen dem Boden und schĂŒtzen die wertvollen, langsam wachsenden ObstbĂ€ume. Wenn das System stabiler wird, kann man die ersten BĂ€ume als Brennholz oder Futter nutzen. Samen, die im Boden ĂŒberleben, helfen dabei, das System nach einer Naturkatastrophe oder VerĂ€nderung wiederaufzubauen.

Diese Ideen gelten auch fĂŒr Gemeinschaften und Organisationen: Neue Ideen werden oft zuerst von ein paar „Vorreitern“ ausprobiert. Erst wenn angesehene Leute sie ĂŒbernehmen, werden sie wirklich populĂ€r. Manchmal braucht es eine neue Generation, bis sich eine Innovation durchsetzt – zum Beispiel, wenn Kinder BĂ€ume aus der Schule mit nach Hause bringen und so ganze Dörfer begrĂŒnen.

Permakultur beschĂ€ftigt sich mit der BestĂ€ndigkeit von natĂŒrlichen und menschlichen Systemen. Aber diese StabilitĂ€t lebt eigentlich davon, dass sich Dinge immer wieder verĂ€ndern können. Viele Geschichten und Weisheiten sagen: In großer StabilitĂ€t steckt immer schon der Keim fĂŒr VerĂ€nderung. Auch die Wissenschaft zeigt, dass alles, was fest und dauerhaft wirkt, in Wirklichkeit stĂ€ndiger VerĂ€nderung unterliegt.

Der Schmetterling steht als Symbol fĂŒr die Verwandlung und die Chance, dass VerĂ€nderung auch etwas Positives und Schönes sein kann.

Es ist wichtig, im Alltag zu verstehen: Nichts bleibt ewig gleich. Große Systeme werden stabil, weil sich viele kleine Dinge darin stĂ€ndig verĂ€ndern. Wir leben immer in einem Wandel aus schnellen und langsamen VerĂ€nderungen auf verschiedenen Ebenen. Das kann den Eindruck geben, dass alles stĂ€ndig im Umbruch ist, aber es entsteht trotzdem ein Gleichgewicht. Gute Gestaltung erkennt, wie StabilitĂ€t und Wandel zusammengehören – und sorgt so dafĂŒr, dass Systeme sich weiterentwickeln, statt nur zufĂ€llig zu reagieren.

Das Sprichwort „Weitsicht heißt, die Dinge so zu sehen, wie sie werden“ erinnert uns: Es geht nicht darum, nur den Ist-Zustand zu sehen, sondern zu verstehen, wie sich Dinge entwickeln. Damit schließt sich der Kreis: Beobachtung und VerĂ€nderung gehören zusammen.


Dieser Text basiert auf einer automatischen Übersetzung mit Hilfe von ChatGPT des Textes „Essence of Permaculture – A summary of permaculture concepts and principles taken from ‘Permaculture Principles & Pathways Beyond Sustainability’“, Version „English Ver 7.1 © 2013“ von David Holmgren. Die Bilder dazu wurden designed von Richard Telford. Die Bilder fĂŒr diese Webseite wurden extrahiert aus „Permaculture Ethics and Design Principles image“, Lizenz: CC BY-NC-ND 2.5 AU. Zur barrierefreien Nutzung wurden sie im Format angepasst, aber inhaltlich nicht verĂ€ndert. Nutzung unter: CC BY-NC-ND 2.5 AU.

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Moin und herzlich willkommen auf regenerativleben.de! Ich bin absoluter Gartenneuling und stolpere gerade erst in die spannende Welt der Permakultur hinein. Diese Seite ist mein persönlicher Notizzettel auf dem Weg – hier halte ich alles fest, was mir beim Lesen, Ausprobieren und Beobachten begegnet. Es geht um nachhaltiges GĂ€rtnern, saisonale ErnĂ€hrung, um kleine und große Erfolge, aber auch um all die Fragen, die unterwegs aufploppen.

Falls du auch gerade erst anfĂ€ngst oder einfach neugierig bist: Schau dich gern um! Vielleicht findest du beim Stöbern ein paar Ideen oder DenkanstĂ¶ĂŸe fĂŒr deinen eigenen Weg in ein etwas regenerativeres Leben.

Ich freue mich, wenn meine Notizen auch anderen weiterhelfen oder einfach zum Nachdenken anregen.

Viel Spaß beim Lesen & GĂ€rtnern! đŸŒ±

Stefan

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